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AutorenbildThomas Gräbel

Georgien - Land der Gegensätze

Aktualisiert: 10. Feb. 2022

Was wisst ihr eigentlich über Georgien? Nicht viel? Das ist schade, denn das kleine Land zwischen Europa und Asien hat viel zu bieten. Herzliche Gastfreundschaft, vielfältige Landschaften, reiche Kulturschätze und vorzügliche Kulinarik werden euch begeistern! Versprochen! Zugegebenermaßen ist Georgien für viele kein typisches Urlaubsland. Der Tourismus steckt hier NOCH in den Kinderschuhen. Dadurch herrschen perfekte Voraussetzungen für Touristen, die ihren Urlaub abseits des Massentourismus individuell planen und genießen wollen. Wir wollen euch Land und Leute nun etwas näher bringen und einige der schönsten Ecken des Landes vorstellen.


Es ist Anfang Oktober, in Deutschland grauer anstatt goldener Herbst. Eine Woche mal raus. Wir suchen nach einem Reiseziel. Was Neues sehen. Neues erleben und entdecken aber auch nicht zu weit weg. Mildes Klima, spektakuläre Natur, Berge aber auch urbanes Flair und gutes Essen. Das sind unsere Wunschvorstellungen. In einer Woche ist das alles wohl kaum zu erleben, oder doch? Wir durchforsten die Flugpläne. Dort stehen die üblichen europäischen Ziele. Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Kroatien. Da fällt uns plötzlich ein Direktflug von München nach Tiflis ins Auge. Tiflis!? Die Hauptstadt Georgiens. Georgien!? Ein Land zwischen Europa und Asien. Bekannt für Wein. Wir machen uns etwas schlauer. Und so merken wir schnell, dass wir hier im Oktober ziemlich viele unserer Wunschvorstellungen verwirklichen können. Tiflis, eine spannende und aufstrebende Hauptstadt. Dazu eine einzigartige Natur aus karger Wüstenlandschaft und wilder Bergwelt im Großen Kaukasus. Das wollen wir sehen! Unser Ziel steht also fest. Georgien Wir kommen.


Bevor wir euch zu unserer ersten Station nach Tiflis mitnehmen, wollen wir euch einige interessante Informationen zum Land Georgien vorstellen. Wie bereits erwähnt, liegt Georgien an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Viele haben das Vorurteil, es sei dort gefährlich! Dieses Vorurteil können wir ruhigen Gewissens vollends entkräftigen. Georgien liegt aktuell auf Platz 27 im weltweiten Sicherheitsindex für Reisen, vergleiche man dazu Deutschland, Platz 51. Georgien ist also ein absolut sicheres Reiseziel. Lediglich in den unmittelbaren Grenzregionen der ehemaligen Sowjetrepublik zu Russland im Norden und Aserbaidschan im Südosten kann es zu Spannungen kommen. Georgien zählt knapp vier Millionen Einwohner bei einer Fläche, die gerade einmal so groß ist wie Bayern. Obwohl das Land flächenmäßig nicht groß ist, gibt es verschiedene Klimazonen. Während im Westen an der Schwarzmeerküste feuchtwarmes, mediterranes Klima herrscht und Granatäpfel sowie Citrusfrüchte gedeihen, findet man im Landesinneren kontinentales Klima, bis hin zu alpin. Immerhin geht es von Meereshöhe am Schwarzen Meer bis über 5.000 Meter im großen Kaukasus hoch. Über Zweidrittel des Landes sind mit Gebirge bedeckt. Entsprechend sind auch die Temperaturunterschiede. Im Sommer wird es in den niederen Regionen relativ heiß mit oft weit über 30 Grad, im Frühjahr und Herbst sind die Temperaturen angenehm bei etwa 20 Grad. Im Winter wird es dann sehr kalt und schneereich. Für uns ist die ideale Reisezeit daher das Frühjahr oder der Herbst. Dann sind die Voraussetzungen wie geschaffen für einen aktiven Urlaub. Georgien ist seit Jahrhunderten, nicht zuletzt aufgrund seiner Lage an der Handels-, Heer und Seidenstraße, geprägt von verschiedenen Völkern und Kulturen. Während es in der Frühzeit dem Byzantinischen Reich unterstand, verbinden viele das Land inzwischen eher mit der Sowjetunion, der es bis zum Jahr 1991 angehörte. Heute ist Georgien eine parlamentarische und multiethnische Republik, welche nicht zur EU gehört. Überwiegend ist das Land christlich geprägt, jedoch garantiert die Religionsfreiheit auch den Muslimen und anderen Minderheiten ihren Frieden. Nicht zuletzt die verschiedenen Prägungen machen das kleine Land so spannend. Im Süden Armenien, im Osten Aserbaidschan, im Norden Russland und im Westen die Türkei. Dazu kommen die unterschiedlichen Lebensbedingungen, die moderne und westliche Lebensweise in der Tiefebene des Landes um die Hauptstadt Tiflis, die futuristische Architektur in der Casino-Stadt "Dubai des Ostens" Batumi am Schwarzen Meer und im krassen Widerspruch das traditionelle und ursprüngliche Leben in den vielen Bergdörfern. Gerade dort in den abgelegenen Orten Georgiens ist das einfache Leben der Menschen noch allgegenwärtig. Nicht umsonst gehört das Land doch zu den ärmsten Ländern Europas mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 350 Euro. Natürlich macht diese Tatsache für viele Europäer Georgien zu einem kostengünstigen Reiseziel. Die Lebenshaltungskosten sind gering und die Gastfreundlichkeit und Kulinarik zudem ausgezeichnet. Die Währung ist übrigens die Lari (GEL). Nun wollen wir unsere Reise aber beginnen.

Wir fliegen vom Münchner Flughafen mit einem Direktflug knappe vier Stunden in die georgische Landeshauptstadt Tiflis, international auch Tiblisi genannt. Als deutscher Staatsbürger benötigen wir kein Visum. Der internationale Flughafen von Tiflis liegt etwa 20 Fahrminuten vom Zentrum entfernt. Für etwa 5 Euro fahren wir mit dem Taxi zu unserem schicken, kleinen Boutique Hotel, dem Omart Gallery. Eine absolute Empfehlung für alle, die zentrumsnah wohnen möchten und einen gewissen Komfort genießen wollen ohne preislich abgehoben zu sein. Eine Nacht kostet im Doppelzimmer pro Person für georgische Verhältnisse zwar stolze 25 Euro, jedoch bekommt man ein herausragendes, hausgemachtes und lokales Frühstück dazu serviert. Ein familiengeführtes und kleines Art-Hotel mit liebenswerten Inhabern, die auch bei allen Fragen und Ausflügen behilflich sind. So kümmerten sie sich auch um den Flughafentransfer und organisierten einen unvergesslichen Ausflug. Generell gibt es in Tiflis unzählige Hotels, Pensionen und Hostels in allen Preisklassen. Es beginnt schon bei Hostels mit wenigen Euro die Nacht und zieht sich hinauf bis zu bekannten, namhaften Hotelketten, die gut und gerne auch weit über 100 Euro für eine Nacht veranschlagen. Wir haben mit dem Omart Gallery Hotel für uns die richtige Wahl getroffen und starten von hier gestärkt in den Tag um Tiflis und die Umgebung in 4 bis 5 Tagen zu entdecken. Tiflis zählt etwa eine Millionen Einwohner und ist damit mit Abstand die größte Stadt des Landes (dahinter Batumi mit 180.000 Einwohnern). Trotz der Größe der Stadt, ist das Zentrum und damit die meisten Sehenswürdigkeiten fußläufig bestens ablaufbar.


Wir starten bei den berühmten Schwefelbädern im Bäderviertel Abanotubani. Und so erfahren wir gleich über den Namensursprung der Hauptstadt. Einer Legende nach sah König Wachtang Gorgasali im 5. Jahrhundert bei der Jagd wie ein verwundeter Fasan in das Wasser fiel und sogleich geheilt wurde und davonflog. Und so errichtete er auf diesen heilenden, heißen Quellen die "Warme Stadt" Tbilisi. Unter der Stadt fließen heiße Schwefelquellen, die sich vorallem die damaligen Besetzer des Landes zu Nutze machten. So gab es unter den Persern und Türken im 13. Jahrhundert 65 Badeanstalten. Heute sind noch acht von ihnen in Betrieb. Das optisch auffallendste ist das Orbeliani-Bad direkt an der Brücke. Wer in Tiflis zu Besuch ist, darf diesen Ort nicht verpassen. Überall qualmt und brodelt es, ein ständiger Schwefelgeruch hängt in der Luft. Das Abanotubani Viertel ist heute natürlich touristisch geprägt und die Badekuppeln schön restauriert. Dennoch umgibt das älteste Viertel der Stadt einen morbiden Charme und bietet auch die Möglichkeit erholsame Stunden an verregneten Tagen zu finden. Denn in den noch acht offenen Bädern sind die luxuriösen Becken stündlich oder halbstündlich privat zu mieten (z.B. Chreli Abano & Spa). Wir nutzen das Angebot natürlich auch. Soviel privaten Luxus zu einem für mitteleuropäische Verhältnisse günstigen Preis gibt es bei uns schließlich nicht. Je nachdem ob ein Raum und Bad mit oder ohne Sauna gemietet wird, bezahlt man insgesamt etwa 20 bis 30 Euro die Stunde. Dafür genießt man ganz viel Privatsphäre. Die aufbereiteten Schwefelbecken, die reich mit Mosaiken verziert sind, haben eine Temperatur von etwa 40 Grad und sollen Knochenbeschwerden lindern. Einfach herrlich, Bier kaufen und hinein in den heißen Schwefelpool. Zusätzlich gibt es dann auch noch eine traditionelle Massage auf einer Steinplatte.


Weiter führt uns der Weg vom Bäderviertel steil hinauf zur alten Festung der Stadt, die Nariqala. Hier erhalten wir einen sensationellen Rund und Weitblick über Tiflis und die Umgebung. Ein perfekter Ort um sich zu orientieren. Die Festung wurde Ende des 3. Jahrhunderts unter der Besetzung der Perser erbaut. Aus dieser Zeit entstammt auch noch der heutige Name der Festung. Das persischen Wort Nari-Qala bedeutet übersetzt "uneinnehmbare Burg" und beschreibt auch genau, wozu die Festung ursprünglich gedacht war. Die strategisch errichtete Wehranlage hatte die Aufgabe Tiflis zu verteidigen. Entsprechend stark umkämpft war es hier im Laufe der Geschichte. Araber, Mongolen, Türken und Perser belagerten und zerstörten Teile der Nariqala. Immer wieder wurde sie dann neu errichtet, bis sie schließlich Anfang des 19. Jahrhunderts an Bedeutung verlor und nach einem verheerenden Blitzeinschlag nicht wieder restauriert wurde. Und genau dieser pittoreske Charme macht die Nariqala heutzutage aus. Zwar sind es nur noch Ruinen des einst wichtigsten Gebäudekomplexes von Tiflis, aber diese liegen so malerisch, dass die Nariqala zu den absoluten Highlights in Tiflis zählt. Die meisten der heute sichtbaren Gebäude stammen aus dem 8. Jahrhundert und können erklettert werden. Das tun auch wir. Und so liegt uns von hier oben dann die komplette Stadt zu Füßen. Besonders stimmungsvoll ist ein Besuch zur blauen Stunde oder zum Sonnenuntergang. Von der Nariqala verlaufen schöne Wege, u.a. ein lohnenswerter Panoramaweg auf dem Bergkamm bis zur Statue Kartlis Deda, einer Monumentalstatue aus Aluminium. Sie ist das Symbol der Stadt Tiflis und wird im Volksmund auch "Mutter Georgiens" genannt. Mit leicht geneigtem Kopf schaut sie auf die Stadt herab und hält dabei eine Schale Wein für die Freunde in der linken Hand, ein Schwert gegen die Feinde in ihrer rechten. Kartlis Deda wurde 1958 zum 1500-jährigen Stadtjubiläum errichtet und im Jahr 1991 nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion leicht verändert. Die Wehranlage über der Stadt ist entweder zu Fuß zu erreichen oder auch mit einer Seilbahn von der gegenüberliegenden Flußseite.


Wir spazieren auf einem schönen Panoramaweg unterhalb der "Mutter Georgiens" in die spannende Altstadt. Generell sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass Tiflis seine Besucher vorallem durch seine außergewöhnliche Mischung aus westlichen und östlichen Stilen in den Bann zieht. Die Stadt gehört sicher nicht zu den herausgeputzten Metropolen Europas, vielmehr bietet hier Kopfsteinpflaster in verwinkelten Gassen aus dem Mittelalter einen pittoresken Charme. Die Mischung aus neuen futuristischen Gebäuden, ehemaligen funktionellen Sowjetbauten und alten Palastbauten machen Tiflis so einzigartig. Am Rande Europas hat sich in Tiflis eine multikulturelle und moderne Bevölkerung gebildet. Die vielen jungen Leute haben sich vorallem dem Westen gegenüber geöffnet. Es gibt viele hippe Bars, Restaurants und Food Markets. Hostels schießen wie Pilze aus dem Boden. Man merkt den Umbruch in der Stadt. Von einer grauen Sowjetmetropole zur Tend-City, dem "Place to be". Wir lassen uns durch die engen Gassen treiben und erhalten an jeder Ecke neue Eindrücke. Verfallene Häuser mit Weinreben überwuchert, wechseln sich mit nobel restaurierten Palästen ab. Eine Stadt der Gegensätze und Kontraste. Tiflis hat kein Muster. Das werdet auch ihr bei eurem ersten Besuch schnell merken. Schließlich gelangen wir zur Friedensbrücke. Die Brücke überspannt den Fluss Kura, der die Stadt trennt. Die Friedensbrücke ist vielleicht das futuristischste Bauwerk der Stadt und zeigt eindrucksvoll den Wandel, den die Stadt in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat. Von einer verschlossenen Sowjetstadt, hin zu einer weltoffenen Kulturstadt. Die mit einem breiten, geschwungenen Glasdach überzogene Brücke veranschaulicht die neu gewonnene Transparenz von Tiflis. Wo noch Anfang der Jahrtausendwende Korruption und Bestechung herrschte, hat Tiflis seine Behörden systematisch umstrukturiert und setzt in seinen neuen Bauwerken nun auf eben diese symbolische Transparenz. So wurde zum Beispiel das alte Polizeigebäude durch einen neuen Glasbau ersetzt. Dies soll der Bevölkerung die neue Offenheit demonstrieren.


Wir überqueren die Friedensbrücke und verlassen zunächst die Altstadt. Direkt hinter der Brücke befindet sich der Rike Park. Eine schöne kleine innerstädtische Parkanlage mit viel Kunst und Kultur. Bänke laden hier zur Rast ein. Hier am Flußufer der Kura befindet sich auch die Seilbahn, die zur alten Festung hinauffährt. Hier gönnen wir uns etwas Ruhe und genießen das Panorama der Altstadt mit der darüber thronenden Nariqala. In wenigen Gehminuten erreichen wir dann wieder unser Hotel in den Straßen über den Schwefelbädern. Soviel verschiedene Eindrücke haben uns schon am ersten Tag von Tiblisi begeistert.


Der nächste Tag startet wieder mit einem fantastischen Frühstück. Frischer Traubensaft und süße Blinis mit herzhaften Würstchen und Eiern. Heute wollen wir noch einige Sehenswürdigkeiten im Zentrum von Tiflis erkunden. Es geht also wieder zu Fuß los. Hinunter zum Abanotubani und weiter Richtung Friedensbrücke. Hoch oben gegenüber der alten Festungsanlage ragt auf der anderen Flussseite ein goldenes Spitzdach in den Himmel, das fast von überall aus der Stadt zu erblicken ist. Wir besuchen die wunderschöne Sameba Kathedrale (Dreifaltigkeitskathedrale). Mit sagenhaften 105 Metern ist es das dritthöchste christlich-orthodoxe Kirchegebäude der Welt und sogar das größte in Transkaukasien. Dieser Monumentalbau wurde zwischen 1995 und 2004 erbaut. Wir staunen als wir das Tor zum weitläufigen Kirchenplatz betreten. Ein idyllisches Einöd abseits der wuseligen Altstadt. Zumindest wenn man früh dran ist. Herrliche Rosen schmücken den Vorplatz, von dem eine breite Treppe hinauf zur Kathedrale führt. Der Eintritt in diesen sakralen Komplex ist übrigens kostenlos. Wir genießen die Ruhe, die diesen Ort umgibt, ehe wir uns wieder in die quirlige Altstadt stürzen.


Auf dem Weg dahin entdecken wir noch die Metechi Kirche, welche am Hochufer der Kura liegt. Diese Kirche ist wesentlich älter als die Sameba Kathedrale und stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert. Von hier oben erhalten wir einen fantastischen Blick auf die Altstadt.


In der Altstadt angekommen, empfängt uns dann eine noch ältere Kirche. Die Sioni-Kathedrale. Sie wurde zwischen 575 und 639 errichtet und gilt als eine der heiligsten Stätten der georgischen Orthodoxie. Was für ein Bauwerk! Das Innere der Kathedrale, in der strenge Kleiderordnung herrscht, ist reich mit wunderschönen Deckenmalereien verziert. Nun aber erstmal genug von Kultur.


Wir haben Hunger und wollen die Kulinarik der Stadt auf die Probe stellen. Und da hat Tiflis doch einiges zu bieten. An zwei Sachen werdet ihr in Georgien definitiv nicht vorbeikommen. Da wären einmal die Teigtaschen mit Hackfleischfüllung (Chinkali) und der deftig gebackene Käsefladen (Chatschapuri). Sicher nichts für eine kalorienbewusste Ernährung aber im Urlaub ist sündigen drin. Es lohnt sich! Chinkali und Chatschapuri bekommt ihr eigentlich so gut wie in jedem georgischen Restaurant. Gerade Chatschapuri ist auch gerne mal als Streetfood zu bekommen. Für einen einfachen und kleinen Snack zahlt man oft nur umgerechnet 1 Euro. Für ein richtig gutes Menü mit Getränken reichen meistens 10 Euro aus. Für Fleischliebhaber ist ein Schaschlik Fleischspieß Pflichtprogramm. Generell hat die traditionell georgische Küche viele russische Einflüsse. So stehen auch Pilmeni oder Mante oft auf der Speisekarte. Im Restaurant Sakhli #11 in der Altstadt findet ihr beste regionale Spezialitäten. Wir schlagen uns dort den Bauch voll und ziehen weiter durch das Gassengewirr von Tiflis.


Das waren unsere Highlights aus dem spannenden Tiflis. Den Mtatsminda Park haben wir ausgelassen. Der

ganzjährig geöffnete Vergnügungspark liegt über den Dächern von Tiflis. Rauf gehts mit einer Seilbahn. Oben erwarten die Gäste mehrere Fahrgeschäfte. Neben Achterbahnen findet man ein Riesenrad und eine Wildwasserbahn. Dazu kommen einige Restaurants und Verkaufsbuden. Ein Freizeitpark mit toller Aussicht über die Stadt.


Am Ende lässt uns Tiflis begeistert zurück. Eine spannende und aufregende Stadt zwischen Moderne und Vergangenheit. Eine Stadt der Gegensätze, im Wandel, weltoffen und transparent. Tiflis passt in kein Muster. Erlebt es selbst.

Nachdem wir uns Tiflis angeschaut haben, wollen wir nun auch die nähere Umgebung der Hauptstadtregion entdecken. Dazu buchen wir über Get your Guide einen Ausflug in den Westen von Tiflis. Gamarjoba Tours ist der örtliche Anbieter. Kleine Gruppe, lustiger, informativer Guide und viel Kultur auf dem Programm. Es kann losgehen. Es liegen etwa 90 Minuten Fahrt und knapp 80 Kilometer vor uns. Nahe der Stadt Gori erreichen wir die einzigartige Höhlenstadt Uplistsikhe. Sie ist eine der ältesten Siedlungen der Menschheit und war einst wichtige Handelsmetropole der Seidenstraße. Wir begeben uns auf eine Reise in die Vergangenheit und gleichzeitig den Ursprung des heutigen Georgiens. Auf einem Areal von 8 Hektar wurden etwa 700 Räume, Hallen und Kellergewölbe aus dem weichen Sandstein gehauen. Es lebten mehrere tausend Menschen dort. Uplistsikhe heißt übersetzt "Festung des Herrn“ und ist neben Wardzia und der Klosteranlage David Gareja (Siehe Bericht weiter unten) die älteste der drei uralten Felsensiedlungen in Georgien. Für umgerechnet 5 Euro erhalten wir Eintritt in die pittoreske Felsen- und Höhlenstadt. Wir erfahren viel über Bräuche, Rituale und die Lebensweise der Urbewohner Georgiens. Ein elementarer und prägender Ort in der Geschichte des Landes.


Weiter führt uns der Weg nach Gori, die Geburtsstadt Josef Stalins. Eine umstrittene Figur in der Geschichte des Landes und auch noch in der Gegenwart. Dem sowjetischen Diktator wurde hier eigens ein Museum errichtet, welches besucht werden kann. Ein bizarrer Kult ist hier entstanden. Nicht zuletzt war Stalin für viel Leid und Zerstörung in Georgien verantwortlich. Wir verzichten lieber auf einen Besuch und lassen die Vergangenheit ruhen. Vielmehr freuen wir uns auf den nächsten Programmpunkt.


Es ist Mittagszeit und uns erwartet ein sogenannter Supra. Typisch für Georgien und seine Bewohner ist, dass sie gern gesellig sind und feiern. Dazu gehören bei Festen auch oft traditionelle Musik und Tänze sowie Kleidung. Die alte Tradition der Supra, der "georgische Tisch", ist ein reich gedeckter Tisch mit Unmengen an hausgemachten Köstlichkeiten. Wir genießen die ausgelassene Stimmung in einer georgischen Familie bei Tanz, Musik, Essen und Wein. Gott, was will man mehr!?


Mit vollen Bäuchen warten am Nachmittag noch zwei weitere Highlights auf unserer To-Do Liste. Wir fahren wieder zurück Richtung Tiflis. Dort empfängt uns die einstige Hauptstadt Mzcheta. Heute ist Mzcheta vorallem als religiöses Zentrum bekannt. Mit der Swetizchoweli-Kathedrale besitzt die Stadt ein imposantes Bauwerk mit einer mehr als 1.000-jährigen Geschichte und einer großen Bedeutung für die Einheimischen. Die faszinierende Kathedrale ist nicht nur von Außen wunderschön, auch von Innen ist der historische Sakralbau mit seinen prächtigen Verzierungen und Fresken sehenswert. Der Name heißt übersetzt übrigens "Kathedrale der lebensspendenden Säule“. Die Übersetzung bzw. der Name geht auf eine Legende zurück. Demnach half ein Engel beim Bau der Kirche und sorgte dafür, dass die Säule in der Swetizchoweli-Kathedrale aufgerichtet werden konnte. Bis heute erinnert ein Bild im Inneren der Kirche an diese Erzählung. Rings um den belebten Platz der Kathedrale haben sich viele Verkaufsstände gebildet. Dort findet man viel touristisches Angebot und Souvenirs. Auch Essen gibt es reichlich. Aber wir hatten zum Glück schon unseren "Supra".


Und so geht es zum Abschluss pünktlich zur blauen Stunde und dem Sonnenuntergang zum malerischen Bergkloster Dschwari. Es erhebt sich weithin sichtbar auf einem Hügel oberhalb des Zusammenflusses des Aragwi und Kura. Die älteste Kreuzkuppelkirche des Landes ist bereits vor mehr als 1.500 Jahren erbaut worden und diente seither als Vorbild für zahlreiche religiöse Bauten in Georgien. Aufgrund seiner historischen Bedeutung gehört das Dschwari Kloster zu den Weltkulturerbestätten der UNESCO. Schließlich soll Erzählungen zufolge hier oben der Grundstein für das Christentum in Georgien gesetzt worden sein. Nicht minder eindrucksvoll wie das Kloster an sich, ist der atemberaubende Panoramablick in das Flusstal und die Hügellandschaft vor den Toren der Hauptstadt Tiflis. Ein perfekter Tagesabschluss.


Am nächsten Tag steht schon das nächste Abenteuer an. Wir wollen in den Südosten fahren. An der Grenze zu Aserbaidschan wollen wir das Kloster David Gareja und die umliegenden Regenbogenberge besuchen. Auf dem langen Weg dorthin werden wir einige Stopps einlegen. Wir erleben dort eine ganz andere Landschaft. Es wird trockener und karger. Aus der grünen Landschaft in den Flusstälern um Tiflis, gelangen wir in eine atemberaubende farbenprächtige Steppenlandschaft. Auf der gestrigen Tour nach Gori haben wir ein paar Leute kennengelernt. So organisieren wir uns zusammen einen einheimischen, privaten Fahrer, der uns zu den schönsten Orten im Süden und Südosten von Tiflis bringt. Für umgerechnet 30 Euro pro Person verbringen wir einen individuellen Tag abseits der Touristenströme und lernen das wilde Hinterland kennen. Zunächst fahren wir in Richtung Osten in die berühmte Weinregion Kachetien. Das Endziel David Gareja befindet sich knappe 2 Stunden und 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Zuvor machen wir aber Halt in Georgiens "Stadt der Liebe", Sighnaghi. Sie gilt zugleich als eines der schönsten Dörfer Georgiens. Und auch eine wunderschöne Kloster Anlage liegt auf unserer Route, das Heilige Kloster Bodbe.


Für alle Weinliebhaber ist der Besuch der Ostprovinz Georgiens Pflicht. Kachetien bildet das Zentrum einer jahrtausenden alten Weinkultur. Sie gilt als Wiege des Weins. Von dort aus, so sagt es die Legende zumindest, soll sich der Wein in die gesamte Welt verbreitet haben. Und Tatsächlich findet man hier unzählige Weingüter. Von großen und modernen bis hin zu altmodischen Weingütern, die teilweise noch im Familienbetrieb geführt werden. So passieren wir endlose Weinfelder und erreichen nach etwas 110 Kilometern das Kloster Bodbe unterhalb der Stadt Saghnaghi. Die Basilika des Klosters wurde der Legende nach auf dem Grabmal der Heiligen Nino errichtet, daher gilt das Kloster als wichtiger Wallfahrtsort der georgisch-orthodoxen Kirche. Wenn ihr euch jetzt fragt, wer Nino ist? Ihr werdet immer wieder auf diesen Namen stoßen, wenn es um den Ursprung des Christentums in Georgien geht. Nino, auch oft Nina genannt, gilt als große Heilerin und Missionarin. So brachte Nino der Überlieferung zufolge das Christentum nach Georgien und wird daher als Heilige betrachtet und zudem als "Erleuchterin Georgiens" bezeichnet. Als Nino 361 in der Nähe des Klosters starb, wurde sie hier beigesetzt und dort das Kloster Bodbe errichtet. Heute findet man ihr Grabmal in der kleineren Kapelle, die neben der mächtigen Basilika liegt. Ein faszinierender Ort, eine Oase der Ruhe und Andacht. Wir genießen die außergewöhnliche Stimmung und den herrlichen Weitblick auf die umliegende Landschaft, ehe es weiter nach Sighnaghi geht, das sich nur wenige Minuten entfernt befindet.


Mitten in Georgiens wichtigsten Weinanbaugebiet befindet sich idyllisch auf einem Hügel gelegen die malerische Kleinstadt Sighnaghi. Gerade einmal knapp 2.000 Menschen leben hier. Aber dennoch ist der kleine Ort äußerst sehenswert. So stammt Sighnaghi aus dem 18. Jahrhundert und besticht mit liebevoll restaurierten Häusern, einer alten Stadtmauer und vielen Restaurants, Bars und Weinstuben, die zur Verkostung einladen. Begleitet von einem fantastischen Panoramablick. Wieso der Ort als "Stadt der Liebe" gilt, ist schnell erklärt. So ist es weniger dem durchaus romantischen und malerischen Ambiente der Stadt geschuldet, sondern vielmehr der Tatsache, dass im Rathaus 24 Stunden, 7 Tage die Woche durchgehend standesamtlich geheiratet werden kann. Zum Glück oder Unglück sind wir schon verheiratet und so kümmern wir uns um den Wein, den wir erst verkosten und dann als Souvenir mitnehmen. Hierzu können wir euch das Weingut und Restaurant Cradle of Wine Mariani empfehlen. Georgischer Wein ist kräftig und eher bernsteinfarben, er wird kaum in den Westen vertrieben, da er im eigenen Land und den Nachbarländern schon an die Kapazitätsgrenze gelangt. Wir lassen uns noch etwas durch den kleinen Ort treiben bevor es weitergeht.


Es liegen gut 90 Minuten Fahrt vor uns, wir gelangen in die wilde, fast unbewohnte Steppenlandschaft im Südosten an der Grenze zu Aserbaidschan. Hier erwarten uns die letzten beiden Highlights des Tages, die unmittelbar nebeneinander liegen. Hier befindet sich eine fast unwirkliche Kulisse, eine farbenprächtige Hügellandschaft aus Sand und Lehm, die Regenbogenberge von Georgien. Gerade bei Sonneneinstrahlung stechen die bunten Farben aus der Landschaft hervor. Ein fantastischer Ort für ein tolles Foto. Zwar sind die farbenfrohen Hügel hier nicht mit den Ausmaßen der berühmten Regenbogen Berge in Peru zu vergleichen, doch sind sie in Europa ziemlich einzigartig und somit ein echter Geheimtipp. Daneben befindet sich direkt das uralte und bizarre Kloster David Gareja, auch Kloster Dawit Garedscha genannt. Der Eintritt ist kostenlos. Als wir durch den Eingang in den Innenhof treten, staunen wir nicht schlecht über dieses pittoreske Höhlenkloster. Es entstand bereits in der Mitte des 6. Jahrhunderts. In kurzer Folge gründeten sich in seinem Umfeld und in Ostgeorgien weitere Klöster, weitgehend nach dem Vorbild von Dawit Garedscha. In dieser menschenverlassenen Gegend ein wirklich einzigartiger Anblick. Aufgrund der Abgeschiedenheit ist man hier außerdem oft alleine, so dass man diese Kulisse voll aufsaugen kann. Übrigens liegt unmittelbar hinter dem Berg an dessen Hängen sich das Kloster befindet, die mit Soldaten bewachte Grenze von Aserbaidschan. Wir bleiben aber in Georgien und kehren mit vielen neuen Eindrücken zurück nach Tiflis. Am nächsten Tag steht schon ein neues Kapitel an, der Große Kaukasus.

Wir verlassen die Hauptstadtregion um Tiflis und fahren die berühmte Heerstraße hinauf in den Großen Kaukasus. Dort verbringen wir unsere letzten Tage in einer alpinen Landschaft.

Wie der Name schon sagt, ist es die größte Gebirgskette im Kaukasus. Die höchste Erhebung auf georgischer Seite ist der Schchara mit sagenhaften 5.200 Metern. Der höchste Punkt des gesamten Kaukasus, der zwischen Russland, Georgien und Aserbaidschan verläuft, ist der russische Gipfel des Elbrus mit 5.642 Metern. Wir aber machen uns auf den Weg zu den Füßen des sagenumwobenen Kasbeks, mit 5.047 Metern der fünfthöchste Berg des Kaukasus Gebirges und aufgrund seiner Legende wohl der Mythischste. So soll er der griechischen Mythologie zufolge jener Berg gewesen sein, an den der Titan Prometheus gekettet wurde, nachdem er den Göttern unerlaubt das Feuer entwendete und den Menschen gab. Nach dem Mythos riss ihm an den Wänden des Berges ein Adler täglich ein Stück der immer wieder nachwachsenden Leber aus dem Leib, bis er schließlich von Herakles befreit wurde. Aber jetzt wieder zur Gegenwart. Wir fahren von Tiflis aus über drei Stunden und 160 Kilometer hinauf in den äußersten Norden des Landes an die russische Grenze. Diesmal fahren wir wieder mit einer kleinen Tourengruppe mit und halten auf dem Weg dorthin an einigen Highlights. Übrigens findet ihr in Tiflis viele lokale Tourenanbieter, die viele, verschiedene Ausflüge in die Umgebung offerieren. Die Preise variieren je nach Dauer und Aktivität im Bereich von 15 bis 40 Euro. Wir entscheiden uns für eine Tour nach Kazbegi oder auch Stepanzminda genannt. Dort bleiben wir dann 3 Tage, ehe wir mit dem öffentlichen Bus wieder nach Tiflis kehren. In dieser wunderschönen, hochalpinen Region gibt es nämlich viel zu entdecken, allen voran atemberaubende und wilde Natur. Es kann also losgehen. Wir sind, wie bei unserer Tour nach Gori, wieder mit einem Kleinbus unterwegs. Eine bunt gemischte, kleine Gruppe mit etwa 8 Personen aus allen Herren Ländern und ein sympathischer Guide ist mit an Bord. Generell ist uns bei unserer Reise durch Georgien aufgefallen, dass viele Touristen hier als Low-Budget Traveler, oft alleine und individuell unterwegs sind. So kommt man schnell ins Gespräch und knüpft rasch Kontakte. So entwickeln sich interessante Gespräche zwischen den internationalen Reisenden, mal in gutem, mal im weniger gutem Englisch. Langweilig wird es auf der langen Fahrt jedenfalls nie. Dann steht auch schon der erste Halt an. Nach etwa 70 Kilometern erreichen wir das Zhinvali Water Reservoir an der georgischen Heerstraße. Die Sowjets bauten den Damm in den 1980er Jahren, ein wunderbarer Stausee mit prächtiger Natur umgeben und dazu der goldene Herbst, ein toller Ort um ein paar schöne Fotos zu schießen.


Kurz darauf folgt die Festung Ananuri, dem Sitz der Herzoge von Aragvi, einer feudalen Dynastie, die das Gebiet um das 13. Jahrhundert hier regierte. Ein wunderschöner Ort, umgeben von dichten Wäldern und dem azurblauen Stausee Zhinvali. Die Wehranlage hatte einst eine herausragende Stellung, so liegt sie unmittelbar an der georgischen Heer- und Handelsstraße. Diese historische Fernstraße ist 213 Kilometer lang und durchquert das Kaukasus Gebirge zwischen Russland und Georgien. Sie wurde 1799 eröffnet und erreicht eine Höhe von bis 2382 Metern. Vorallem bei der Entwicklung der transkaukasischen Beziehungen spielte sie eine strategische Rolle. Die legendäre Strecke reicht vom georgischen Tiflis bis ins russische Wladikawkas, windet sich dabei in Serpentinen durch die Bergpässe und sorgt hinter jeder Kurve für spektakuläre Ausblicke. Die georgische Heerstraße ist übrigens bis heute die einzige Landverbindung zwischen Russland und Georgien. Dementsprechend voll kann es auf der zweispurigen Straße werden, gerade auch aufgrund der unzähligen LKWs. Grundsätzlich ist die Straße ganzjährig befahrbar. Aufgrund der Witterung im Winter und möglicher Lawinnengefahr, ist die beste Zeit für eine Fahrt aber von April bis Oktober.


Die dichten Wäldern weichen, es wird höher und alpiner. Schließlich gelangen wir zum Freundschaftsdenkmal des georgischen und russischen Volkes in Gudauri an der georgischen Heerstraße. Ein umstrittenes Denkmal. Entstanden ist das halbkreisförmige Gebilde mit Malereien im Jahr 1983, in Gedenken an den Vertrag von Georgiejewsk. So suchte Ende des 18. Jahrhunderts die Staatsführung in Georgien einen starken Partner zum Schutz vor den persischen und türkischen Truppen, die immer wieder in Georgien einfielen und Teile des Landes sowie die Hauptstadt Tiflis verwüsteten. Doch der große Nachbar Russland war gerade auf Expansionskurs. Im Jahr 1783 schlossen Georgien und Russland schließlich den Vertrag von Georgiejewsk, der nach georgischer Vorstellung Russland als Partner für den Beistand gegen die islamischen Länder ins Boot holen sollte. Der Vertrag führte in den ersten Jahren allerdings nicht dazu, dass Georgien von Zerstörungen durch die Nachbarn verschont blieb. Tiflis wurde 1795 von persischen Truppen derartig überfallen, dass kaum ein Stein auf dem Anderen blieb. 22.000 Menschen wurden in die Sklaverei verschleppt. In der Folge dieser Ereignisse verstärkte Russland seinen Einfluss auf Georgien. 1799 kam Tbilissi unter russische Besatzung und 1801 schluckte Russland Georgien durch Annektierung. Eine sehr einseitige Freundschaft also. Der Bau des "Denkmals" war dann in einer Zeit, in der die ersten Zerfallserscheinungen innerhalb der Sowjetunion sichtbar wurden. Für viele war der Bau des Denkmals vielmehr als Provokation der Kommunisten gegenüber den nationalistisch geprägten Kräften in Georgien verstanden worden und nicht als Freundschaftsdenkmal. Lediglich der Tatsache, dass das Bauwerk von georgischen Künstlern gestaltet und geschaffen wurde, verdankt es wohl seine heutige Beliebtheit bei den Einheimischen. Die künstlerische Ausgestaltung des Denkmals übernahm der Maler und Grafiker Nodar Malasonia. Er kreierte im Inneren des Halbkreises ein Mosaik mit Szenen aus der russischen und georgischen Geschichte, das mit seinen warmen Farben in Kontrast zur Landschaft des Hochgebirges steht, welches das Denkmal umgibt. Und die Umgebung und Aussicht ist wirklich sensationell. Leider sind wir an dem Ort nicht alleine um diese Kulisse auf uns wirken zu lassen. Viele Verkäufer und Touristen befinden sich hier. Deshalb fahren wir bald weiter zum Endpunkt unserer Tour, es geht nach Kazbegi.


Wir besuchen die wohl schönste Kirche Georgiens, die Gergeti Trinity Church (Gergetier Dreifaltigkeitskirche). Die berühmteste Sehenswürdigkeiten des Landes befindet sich auf einer Anhöhe vor den massiven Bergketten des Kaukasus und offenbart einen unvergesslichen Panoramablick über das gesamte Tal. Während man auf der einen Seite auf den Ort hinab blickt, erhebt sich auf der anderen Seite der legendäre Kasbek. Die orthodoxe Kuppelkirche gilt als bedeutender Wallfahrtsort. Sie wurde im 14. Jahrhundert auf 2.180 Metern errichtet, auch um die noch mit dem Christentum fremdelnden Bergvölker Georgiens zu bekehren. Diese gingen nämlich nachwievor ihren "heidnischen" Bräuchen nach. Von Stepandsminda (Kazbegi) führt eine Straße hoch, die aber nur mit Allrad befahren werden sollte. Alternativ kann auch hoch gewandert werden, pro Strecke sollte man je nach Kondition 1-2 Stunden einplanen. Wir lassen uns für ein paar Euro mit Offroad Jeeps hinauffahren. Ein holpriger Weg, auf dem ein normales Auto seine Probleme bekommen wird. Oben angekommen staunen wir über dieses einzigartige Bauwerk inmitten dieser wunderschönen Landschaft. Schließlich sind wir aber auch erschöpft, nach einem Tag mit sovielen Highlights. Während es für unsere Mitreisenden zurück nach Tiflis geht, sind wir froh, dass wir uns die dreistündige Rückfahrt ersparen und hier ein paar schöne Tage verbringen. Wir können euch nur empfehlen hier länger als einen kurzen Halt zu bleiben, denn die Gegend ist wunderschön und hat viel zu bieten. Wir beziehen nun unser zweites Hotel im kleinen Ort Kazbegi, das Hotel Horizon Kazbegi. Für gerade einmal 25 Euro pro Nacht mit Frühstück erhält man hier einen unglaublichen Panoramablick auf den Kasbek. Der Ort Stepanzminda oder Kazbegi ist wirklich klein. Gerade einmal 1.300 Menschen leben hier auf 1.700 Metern Höhe. Der Ort ist das touristische Zentrum. Es gibt viele Hotels, Pensionen, Restaurants und auch kleinere Supermärkte. Es ist also alles da was man braucht. Sogar ein Luxushotel hat sich hier eingenistet. Das Rooms Kazbegi bietet u.a. einen Wellnessbereich mit Panorama Indoor Pool und auch ein Panorama Restaurants für externe Gäste. Uns reicht aber unser kleines Horizon Hotel. Denn der Ausblick ist mindestens genauso schön und einen Bruchteil so teuer.


Guten Morgen! "Alpenglühen" sagt man bei uns, hier dann wohl "Kaukasusglühen"!? Wir blicken jedenfalls von unserem Balkon auf die ersten Sonnenstrahlen, die die weiße Spitze des Kasbeks in Morgenrot tauchen. Wunderschön! Das Ziel des heutigen Tages haben wir somit direkt vor Augen. Zwar geht es (noch) nicht auf den Gipfel des 5.047 Meter hohen Berges, aber schonmal zu seinen Füßen, dem Gletscher auf gut 3.200 Metern. Der Kasbek gilt übrigens, trotz seiner extremen Höhe, zu den "einfacheren" 5.000ern. Für uns steht heute eine anstrengende und lange Tour an. Wir erklimmen etwa 1.500 Höhenmeter, werden aber entschädigt mit grandioser Natur, einsamer, hochalpiner Landschaft, traumhaften Ausblicken und sogar einer abgeschiedenen Berghütte. Wir starten unsere Wanderung bei perfekten Bedingungen. Es ist Oktober, trotzdem herrschen knapp 20 Grad in Stepanzminda. Vom Ort geht es zunächst Richtung Gergetier Dreifaltigkeitskirche. Schnell erreichen wir durch einen moderaten Steig und Stufen durch Wälder die Hochebene um die Kirche. Es ist noch früh, die Anlage wirkt fast verlassen, das wird sich im Laufe des Tages ändern. Wir schlagen nun aber den Pfad rechts weg von der Kirche ein und folgen dem gut sichtbaren Trampelpfad durch nun baumloses Gelände. Obwohl es an Beschilderung mangelt, ist das Ziel immer gut sichtbar. Bald wird es steiniger und wir steigen über Felsblöcke hinauf. Bald erreichen wir dann ein Hochplateau und können in der Entfernung schon die Altihut Hütte auf 3.014 Metern erblicken. Ein Übergang führt uns nun zur skurillen Hütte, die mit Landesflaggen und Farben Georgiens verziert ist. Sie dient als Basis für eine Gipfelbesteigung des Kasbeks. So weit wollen wir nicht hinauf. Für uns sind es nun nur noch wenige Höhenmeter. Inzwischen befinden wir uns in Schneefeldern. Die Spur ist aber weiterhin sichtbar. Unmittelbar vor uns erhebt sich der majestätisch Kasbek mit seinem weißen Mantel. Wir fühlen uns winzig inmitten dieser imposanten Kulisse. Nun queren wir noch einen kleinen Gletscherbach und sind dann schon am Ziel. Über uns erstreckt sich der eisige Gletscher des Kasbeks. Nun auf über 3.200 Metern pfeift uns der Wind um die Ohren. Aus 20 Grad werden 0. Wir bestaunen die weiße Pracht und saugen die Ruhe und Stille auf. Dann machen wir kehrt. Ein Bier in der Altihut mit Blick auf den Kasbek ist Pflicht. Auch wenn es mit ungerecht 5 Euro für georgische Verhältnisse kein Schnäppchen ist, ist der Ort und Lage doch unbezahlbar. Erschöpft aber glücklich gehen wir wieder bergab und treffen bald auf viele Menschen an der Dreifaltigkeitskirche, wo es am Morgen noch so ruhig war. In Stepanzminda gönnen wir uns in der herbstlichen Abendsonne noch einen Cappuccino und lassen den Tag Revue passieren.

Zum Abschluss wartet noch ein atemberaubendes Highlight auf uns. Nach den hochalpinen Erfahrungen im Großen Kaukasus, erwandern wir nun ein märchenhaftes Tal, das scheint wie von Zauberhand geschaffen worden zu sein. Willkommen im unbekannten Truso Tal. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2011 lebten gerade einmal 29 Menschen in den Dorfruinen des Tals. Wenn ihr also in der Gegend um Kazbegi seid, solltet ihr dieses Tal unter keinen Umständen verpassen. Es ist noch ein echter Geheimtipp, da es abgeschieden und verlassen zu sein scheint. Wir fahren mit von Kazbegi etwa 30 bis 40 Minuten mit einem privaten Fahrer. Diese bieten ihre Dienste im Zentrum von Kazbegi an. Eine gute Alternative um ohne Mietwagen auch an entlegene Orte zu kommen. Für wenige Euro bringt uns der Fahrer zum Ausgangspunkt der Wanderung. Von hier öffnet sich das Tal und ein etwa 20 Kilometer länger (hin und zurück), meist flacher Weg führt bis an das Talende. Wir folgen dabei stets dem Flusslauf des Tereks. Rote Flüsse, sprudelnde Mineralquellen und grüne Wiesenhänge, die von gigantischen, eisigen Gletscherbergen überragt werden. Dieses bunte und einzigartige Naturwuderland legt auf etwa 2.200 Metern Höhe. Das Hochgebirgstal eignet sich perfekt für leichte Wanderungen und Trekking in dieser idyllischen und unglaublichen Natur. Die Wege sind gut ausgebaut und es gibt sogar neue gelbe Wegweiser. Genusswandern pur also. Auf dem Weg in das Tal hinein schimmern die Bäume gold im herbstlichen Sonnenlicht. Zunächst führt der Pfad durch einen Canyon. Wir begegnen nur vereinzelt Wanderern, ansonsten hören wir nur den Fluss, mal laut, mal weniger laut, plätschern. Wir genießen die warmen Temperaturen im Oktober und bestaunen die spektakuläre Kulisse. Fast wie aus einer anderen Welt wirken die Sinterterrassen, rote Mineralquellen, die mit dem klaren Fluss zusammenfließen. Wir passieren alte, verlassene Dörfer, ziehen vorbei an alten Klöstern und Ruinen, bis wir schließlich zum Endpunkt gelangen, einer Fort- und Festungsanlage bzw. dessen Ruinen (Zakagori Fortress), das sich auf einer Anhöhe befindet. Von hier aus führt uns der Weg wieder zurück, diesmal auf der anderen Seite des Flusses zurück. Hier queren wir noch einen brodelnden Mineralsee und wandern schließlich wieder zurück zum Startpunkt. Das Truso Tal lässt uns begeistert zurück. Eine Naturkulisse der Superlative!

Das war unsere kleine Rundreise in Georgien. Es ist kaum zu glauben, wieviel dieses flächenmäßig kleine Land zu bieten hat. Welche landschaftliche Schönheit, welche Vielfalt, welche Kultur, welche Kulinarik, welche Gastfreundschaft aber auch welche Gegensätze. Obwohl wir viel erlebt und gesehen haben, ist das noch längst nicht alles. Es erwartet uns noch sovieles mehr in diesem wunderschönen Land zwischen Europa und Asien. So erzählte man uns von den einzigartigen Bergregionen Svaneti und Shatili. Orte der absoluten Ursprünglichkeit und sagenhafter Natur. Ein Grund wieder zu kommen. Noch ein paar Worte zur Küstenregion und dem Badeort Batumi, der etwa 6 Stunden im äußersten Westen des Landes liegt. Diese Region am Schwarzen Meer haben wir bewusst ausgelassen, denn hier hat der Massentourismus schon Einzug gehalten. Hohe Wolkenkratzer, Hotelbunker und Casino prägen hier das die Kulisse. Ein Glücksspielort, der auch dubiose Menschen aus aller Welt anzieht. Es gibt daher sicher schönere Fleckchen für einen Badeurlaub. Georgien steht vorallem für seine vielfältige Natur und reiche Kultur, weniger aber für einen Strandurlaub am Schwarzen Meer. Wir hoffen euch hat unser Reisebericht gefallen und ihr erlebt Georgien bald selbst. Ihr werdet es nicht bereuen. Versprochen!


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1 comentário


Lorenz King
Lorenz King
10 de jul. de 2022

Guter Bericht, mein Kompliment.

Matti&Keti

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