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Norwegen - Region Stavanger

  • Autorenbild: Thomas Gräbel
    Thomas Gräbel
  • 29. Aug. 2020
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Apr. 2021



Norwegen, das ist vorallem Eines, Naturkino der Extraklasse. Kaum ein Land der Erde hat soviel spektakuläre Landschaften zu bieten wie das Königreich auf der Westseite der skandinavischen Halbinsel. Es liegt am Europäischen Nordmeer, einem Randmeer des Atlantischen Ozeans, und bietet mit über 25.000 Quadratkilometer eine schier endlose Küste. Hierbei sind nicht einmal die unzähligen Fjörde und Buchten eingerechnet, ganz geschweige von den unglaublichen 240.000 Inseln des Landes. Mit einer Bevölkerung von etwa 5,4 Millionen Einwohnern auf einer Fläche, welche etwas größer als die von Deutschland ist, zählt Norwegen zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt. Die Hauptstadt Oslo ist dabei der größte Ballungsraum mit etwa 700.000 Einwohnern. Die Natur hat also viel Platz sich zu entfalten und sich in ihrer ganzen Pracht zu zeigen. Nicht nur wegen der atemberaubenden Naturkulisse ist Norwegen aber ein Land der Superlative. So gilt es als eines der sichersten, modernsten, friedlichsten und reichsten Länder der Welt. Kein Wunder also dass die Norweger laut Studien zu den glücklichsten Menschen der Welt zählen. Gleichzeitig sind sie mit einer Quote von 38% an Hochschulabschlüssen auch die am besten Gebildeten. Zudem ist das Land reich von der Natur beschenkt. So gehört es zu den Top Erdölländern, der Benzinpreis gehört aber dennoch zu den höchsten. Auch in Sachen Nachhaltigkeit geht das Königreich voran, das zeigt die Tatsache, dass fast 99% der Elektrizität aus Wasserkraft gewonnen wird. Und Wasser gibt es hier viel, sehr viel. Die Natur ist vom Wasser förmlich geprägt. Entlang der Küste erstrecken sich imposante Fjörd- und Gletscherlandschaften. Im Inland befinden sich schneebedeckte Berglandschaften, mystische Wälder und grüne Auenlandschaften. Hier erlebt man den perfekten Natur und Aktivurlaub. Nicht zu vergessen sind natürlich die weltberühmten Nordlichter, welche dem Nordteil des Landes im Winter ein märchenhaftes Farbenspiel am Himmel bieten. Das Land hat aber auch eine reiche Kultur und Geschichte zu bieten. Wie jeder weiss, ist Norwegen das Land der Wikinger. Unter ihrer Herrschaft (800 bis 1050) wurde das Königreich geeint. Daneben wurde Färöer, Island und Grönland entdeckt. Sie erreichten auf mehreren Fahrten um das Jahr 1000 sogar Neufundland an der Nordostküste des späteren Kontinents Amerika, weit vor Christopher Kolumbus. Die heutige Form der Monarchie und deren grundlegende Verfassung entstand bereits im Jahr 1814 im Rahmen der Unabhängigkeitsbewegung. Abgesehen von den Fahrten der Wikinger war Norwegen in der "jüngeren" Vergangenheit stets um Neutralität bemüht. Weder im Ersten, noch im Zweiten Weltkrieg schlug sich das Land auf eine Seite. So wurden sie im Jahr 1949 auch Gründungsmitglied der NATO. Übrigens ist Norwegen kein Mitglied der EU. Bei einem Volksentscheid stimmten die Bürger gegen einen Eintritt. Die Währung ist daher auch die Norwegische Krone. Durch den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum EWR ist Norwegen jedoch vollwertiges Mitglied des EU-Binnenmarktes. Nun aber genug Fakten zu Land und Leuten.


Wir starten unseren Einstieg in das Kapitel Norwegen mit einer Reise nach Stavanger, dem Tor zu den Fjörden. Es ist ein perfekter Startpunkt um sich ein erstes Bild von Norwegen zu machen. Immerhin erwartet uns hier eine norwegische Stadt aus dem Bilderbuch, der spektakuläre Lysefjörd und eine Wanderung zum Preikestolen, eines der berühmtesten Naturwunder Norwegens. Wir entscheiden uns über Silvester eine Woche dorthin zu fliegen und kommen schließlich als große Norwegenfans zurück. Zunächst wollen wir einige Worte über die beste Reisezeit verlieren. Im Grunde hat das Land zu jeder Jahreszeit seine besonderen Reize. Im Sommer kann man milde Temperaturen bei 20 bis 25 Grad genießen. Eine blühende grüne Landschaft erwacht dann, die unzähligen Strände und Seen laden zum Baden ein. Dabei sind die Tage fast unendlich und es wird spät oder teilweise gar nicht dunkel. Das Frühjahr und der Herbst bietet sich oft für ausgiebige Wanderungen und einen aktiven Urlaub an, die Temperaturen liegen etwa bei passablen 15 Grad und es sind noch nicht viele Touristen im Land, so dass man viele Orte für sich alleine hat. Und dann wäre da noch der Winter. Es kann natürlich sehr kalt werden. Dafür verwandelt sich das Land in eine mystische Winterlandschaft und es kehrt eine einmalig schöne Ruhe ein. Bri klarem Himmel kann man in den Nächten der nördlichen Landesteile das Farbenspiel der Nordlichter bestaunen. Es ist natürlich schwierig für ein solch geografisch langgezogene Land wie Norwegen, welches über viele Breitengrade geht, eine generelle Aussage zu treffen. So ist der Winter in der Region Stavanger an der Südwestküste des Landes durch den milden Golfstrom oft sogar wärmer als bei uns in Deutschland. Der eisfreie Nordseehafen der Stadt macht das deutlich. Im Norden in der Region Tromsö schaut das Klima dagegen ganz anders aus. Da wird es bitter kalt und schneereich. Diese Tatsache zeigt den großen Unterschied der verschiedenen Landesteile. Aber wir bleiben nun im milden Süden, verpassen aber dafür die Chance die wunderschönen Nordlichter zu sehen, denn diese sind in diesem Breitengrad nicht zu sehen. Dafür gibt es jede Menge andere Dinge zu entdecken.


Der Irrglaube dass ganz Norwegen im Winter gefangen ist von beissender Kälte war bei uns zunächst auch vorhanden. Umso überraschter sind wir dann als wir aus dem Flugzeug am internationalen Flughafen Stavanger steigen und keine Gänsehaut bekommen. Klar, es ist nicht warm aber eben auch nicht kalt. Etwa 9 Grad Ende Dezember, es nieselt etwas. Der Flug von München dauerte gute zwei Stunden mit Norwegian Airlines. Der beste, schnellste und günstigste Weg vom Flughafenhafen ins Zentrum von Stavanger ist mit dem Express Bus Flybussen. Die Busse fahren etwa alle 30 Minuten außerhalb des Terminals und bringen die Gäste in 25 Minuten ins 14 Kilometer entfernte Stadtzentrum. 225 Norwegische Kronen (21 EUR) kostet die Fahrt hin und zurück. Wir finden den Preis fair und steigen ein. Schon bald erblicken wir die Stadt. Stavanger ist mit 143.000 Einwohnern hinter Oslo, Bergen und Trondheim die viertgrößte Stadt Norwegens und das Zentrum der Provinz Rogaland. Die Entstehung der Stadt reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Das einstige kleine Fischerdorf, erlebte zunächst mit Heringsfang und Konservenfarbriken einen Aufschwung und enormen Anstieg der Bevölkerung. Als in den 1960er Jahren dann die Ölvorkommen entdeckt wurden, entwickelte sich Stavanger zur modernen Stadt mit historischen Flair. Sie gilt heute auch als Ölhauptstadt Norwegens. Nachdem wir im Zentrum ausgestiegen sind, sehen wir auch schon bald unser Hotel, das Royal Scandic Stavanger. Natürlich kein low Budget Hotel, aber sowas findet man in Norwegen sowieso eher nicht. Dafür stimmt hier das Preis- Leistungs-verhältnis wenn man den hohen norwegischen Standard betrachtet. Das Hotel befindet sich wenige Meter vom historischen Zentrum entfernt, bietet ein Hallenbad mit Whirlpool und Sauna und vorallem ein Frühstücksbüffet das seines Gleichen sucht. Einfach hervorragend. Von hier starten wir nun unsere Erkundung in der Stadt. Wir merken schnell, dass man hier alles problemlos fußläufig erreichen kann. Es ist unsere erste norwegische Stadt, die wir besuchen. Wir stellen uns alte Holzhäuser, einen maritimen Hafen und skandinavisches Flair vor. Und all das werden wir auch finden.


Unser erster Weg führt uns ins historische Stavanger. Wunderschöne, alte, weiße Holzhäuser prägen das Gamle Stavanger Viertel. Etwa 170 hiervon bilden heute das Zentrum der Altstadt, das auf einer in die Nordsee reichenden Halbinsel in der Nähe des Hafens liegt. Die zahlreichen engen und verwinkelten Gassen mit ihrem Kopfsteinpflaster werden von liebevoll gepflegten Holzhäusern gesäumt, die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Teilweise befinden sich schicke kleine Cafés, Bars oder Galerien in den idyllischen Häuschen. Wir flanieren an den prächtig geschmückten Häusern vorbei und fühlen uns in Norwegen angekommen.


Nur wenige Meter weiter unterhalb der historischen Altstadt befindet sich der Hafen von Stavanger. Der ganzjährig eisfreie Vågen Stavanger reicht von Norden aus bis in die Innenstadt Stavangers hinein. Von den ursprünglich um den Hafen gruppierten 250 alten Speicherhäusern sind heute noch 60 erhalten. Von hier legen im Sommer auch die Ozeanriesen wie AIDA und Co. an und bevölkern die ansonsten so beschauliche Stadt. Ein Schauer läuft uns über den Rücken bei dem Gedanken daran. Zum Glück ist Winter und keine Kreuzfahrtschiffe in Sicht. So genießen wir einen freien Blick über den wunderschönen Hafen.


Nun geht es bunt weiter. Wir gehen auf die andere Seite des Hafens. Dort scheint ein Farbkasten explodiert zu sein. Wir sind in der Einkaufsstraße

Øvre Holmegate. Das heute lebendige Zentrum von Stavanger erlebte 2005 eine echte Renaissance, als ein engagierter Friseur die Idee hatte, die Straße einmalig zu machen. Es dauerte vier Jahre und er machte die ehemals abgeschiedene Straße zu einer Hauptattraktion der Stadt. In der Fargegata, wie sie der Volksmund nennt, sind die Hauswände im knalligen Orange, die Fensterläden im schreienden Grün, Dachfirste in Blau. Dazu neongelb, lila, pink. Keine Farbe, die man hier nicht findet. Ein toller Ort für einzigartig bunte Fotomotive. In der Straße befinden sich viele Restaurants und Bars. Inzwischen befindet sich hier auch eine Fußgängerzone. Irgendwann wird es uns hier aber zu bunt und wir schlendern weiter durch die schicken malerischen Gassen. Hier gibt es viele Geschäfte, von Nischenläden bis hin zu den bekannten internationalen Kaufhäusern finden wir hier alles vor. Die salzigen Preise verhindern aber einen Shoppingrausch.


Nicht weit vom gesellschaftlichen Zentrum der Stadt entfernt befindet sich unweit des Hafens die Stavanger Domkirke. Die älteste Bischofskirche Norwegens, um 1150 vollendet und seit dem 13. Jahrhundert fast unverändert. Im Inneren befinden sich wunderschöne Schnitzereien. Der Eintritt ist kostenlos. Im Sommer werden hier allerdings 5,- EUR Eintritt fällig, naja die Kreuzfahrer haben es ja.

Wir sind begeistert von dieser charmanten Stadt, genießen die winterliche Ruhe und die frische Meeresluft. Und da Meeresluft bekanntlich hungrig macht, suchen wir uns ein nettes Restaurant. Wir haben uns wieder auf salzige Preise eingestellt, werden allerdings überrascht. Die Preise sind zwar höher als in Mitteleuropa aber dafür ist das Wasser kostenlos inkludiert. Immerhin. Wer allerdings Bier oder Wein dazu bestellt, wird erstmal den Preis vor dem Bier runterschlucken. Ansonsten gibt es in Stavanger vorallem internationale Restaurants. Neben Indern, Asiaten und Italienern, gibt es direkt am Hafen aber auch ein köstliches Fischrestaurants, das Fisketorget.

Am nächsten Tag geht es aufs Wasser. Wir befahren den sagenhaften Lysefjord. Er ist einer der beeindruckendsten und größten Fjorde im Süden Norwegens. Er ist 40 Kilometer lang und wird von imposant steilen Bergen gesäumt, von denen einige über 1.000 Meter hoch sind. Der Lysefjord ist nicht nur lang und schmal, sondern stellenweise auch so tief, wie die Berge an den Ufern hoch sind! An seiner Mündung nicht weit von Stavanger ist er nur 13 Meter tief, während die Wassertiefe unterhalb des berühmten Preikestolen-Felsens über 400 Meter beträgt. Auf der Schiffsfahrt vom Hafen Stavanger aus, erhalten wir unvergessliche Einblicke in diese idyllische und ursprüngliche Naturlandschaft Norwegens. Wir fahren vorbei an malerischen Inseln mit bunten Häusern, verlassenen Buchten, futuristischen Brücken und tosenden Wasserfällen. Wir buchten die Tour über den örtlichen Anbieter rodne direkt am Hafen. Obwohl der Preis mit etwa 50 Euro für diese drei stündige Tour nicht günstig ist, ist das Erlebnis auf dem gigantischen Lysefjord doch unbezahlbar.


Ein letztes Highlight wartet aber noch auf uns. Der weltberühmte Preikestolen. Die natürliche Felskanzel ragt unglaubliche 604 Meter aus dem Wasser des Lysefjord. Er gehört zweifelsohne zu einem der Wahrzeichen Norwegens und zu einem der herausragendsten Naturdenkmäler unserer Welt. Wir erreichen den Ausgangspunkt der Wanderung nach etwa 45 Minuten von Stavanger aus. Im Winter empfiehlt sich aufgrund der Witterung eine geführte Wanderung. Wir haben uns für den Anbieter outdoorlifenorway entschieden. Die Organisation und Durchführung der Wanderung war ausgezeichnet. Dazu erhielten wir interessante Informationen rund um die beeindruckende norwegische Natur. Im Grunde ist es eine sehr einfache insgesamt 8 Kilometer lange Wanderung ohne extreme Anstiege. Ausgangspunkt der Wanderung ist die Preikestolen Fjellstue. Von hier führt der Weg auf gut ausgebauten Pfaden in knapp zwei Stunden auf die Felsplattform über dem Lysefjord. Wir durchqueren dabei eine traumhafte Naturlandschaft und blicken auf wilde Wälder, glasklare Seen und wolkenbehangene Berge. Oben angekommen ist die Kulisse mit Worten wirklich schwer zu beschreiben. Die Wolken hängen tief über die steilen Klippen und Berge, es wirkt fast dramatisch. Dann erblicken wir von oben die Felskanzel. Es sind kaum Leute unterwegs. Wir erfahren, dass es vorallem hier ein großer Vorteil ist, im Winter dort zu sein. Aufgrund der weltweiten Bekanntheit des Preikestolens wird er im Frühjahr und Sommer fast schon überrannt. Dann tummeln sich tausende Touristen aus aller Welt hier oben und es ist keine Spur von dieser unglaublichen Ruhe, die wir hier nun erleben. Als wir dann die Felskanzel betreten beschleicht uns dieses Gefühl doch so klein zu sein, zwischen dieser spektakulären Naturkulisse aus steile Felswänden, mächtigen Bergen und Fjörden. Aber wir sind mutig und nähern uns dem Abgrund. Robben nach vorne und sitzen dann tatsächlich auf einer 604 Meter hohen Kanzel und die Füße baumeln herab. Ein unbeschreibliches Gefühl aus Respekt, Angst und Freude. Adrenalin pur. Wir sind aber froh als wir den Sitz in erster Reihe wieder verlassen. Nun genießen wir in sicherem Abstand das ganze Naturschauspiel am Preikestolen. Als wir im Hotel zurück sind und uns Fotos vom Preikestolen im Sommer ansehen, sind wir dankbar heute dort gewesen zu sein. Mit den Eindrücken dieses Naturwunders verlassen wir Stavanger wieder. Wir freuen uns schon darauf Norwegen, diese skandinavische Schönheit weiter zu entdecken und werden weiter berichten.

 
 
 

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